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Rasseln, Sägen, Schnarchen ... die nächtliche Ruhestörung

HNO-Facharzt Dr. Florian Fischer erklärt Ursachen und Behandlung von Schnarchen

Im ruhigen nächtlichen Haus rührt sich nichts. Nur ein lautes Schnarchen tönt aus dem Elternschlafzimmer. Und weckt nach und nach alle auf … Das störende Sägen kann laut internationalen Messungen bis zu 95 Dezibel laut sein, wobei bereits ab 80 Dezibel Hörschäden auftreten können. Aber ist Schnarchen nur lästig oder auch gesundheitlich gefährlich für die Betroffenen? Dr. Florian Fischer, Facharzt für Hals-, Nasen und Ohrenheilkunde und Belegarzt am Sanatorium Kettenbrücke, klärt auf.

Was beim Schnarchen passiert

Schnarchen ist ein Atemgeräusch, das während des Schlafens im Bereich der gesamten oberen Luftwege entsteht. Grund dafür ist das Erschlaffen der Muskulatur im Schlaf, wobei die Zunge nach hinten fällt. Dadurch entstehen Engstellen in den oberen Luftwegen, die den Luftfluss behindern. Es kommt zu Vibrationen an den Schleimhäuten, die das Geräusch des Schnarchens verursachen.

Risikogruppen

„Verschiedene Faktoren begünstigen das Schnarchen. So kann etwa die Nasenatmung durch eine verkrümmte Nasenscheidewand behindert sein, oder durch eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung“, erklärt Dr. Fischer. Auch Schnupfen, Allergien oder vergrößerte Mandeln fördern das Rasseln. Abendlicher Alkoholkonsum oder die Einnahme eines Schlafmittels führen zu besonders tiefem Schlaf und damit zum Schnarchen. Patient*innen mit Reflux haben mitunter ein vergrößertes Zäpfchen, was das Sägen fördert. Übergewichtige haben ein vermehrtes Schnarchrisiko, da die Fettschicht unter der Schleimhaut Vibrationen begünstigt.

Irgendwann schnarchen alle

Wer gerne in Rückenlage schläft, dem rutscht die Zunge eher nach hinten, was wiederum zum Rasseln im Schlaf führt. Mit zunehmendem Alter werden fast alle Menschen zu „Schnarcher*innen“, da das Gewebe sowie die Muskulatur im Schlund und in den oberen Atemwegen erschlafft.

Harmloses oder gefährliches Schnarchen?

„Die sogenannte Ronchopathie ist das normale Schnarchen ohne oder mit nur sehr wenigen Atemaussetzern. Das ist keine Krankheit, aber eine Belastung für die Umwelt“, beschreibt Dr. Fischer das harmlose Sägen. Ab mehr als zehn nächtlichen Atemaussetzern pro Stunde spricht man vom obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom, das zu bedenklich niedriger Sauerstoffsättigung im Blut verbunden mit Pulsanstiegen führen kann und gefährlich ist.

Schnarch-Diagnose in mehreren Schritten

Zur Diagnose von Schnarchen werden Berichte von Schlafgenoss*innen herangezogen, durch den Facharzt der HNO-Status in Sachen Engstellen in Nase, Kehlkopf bzw. Rachen ermittelt und eine sogenannte Polygraphie durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Schlafuntersuchung für zu Hause, wofür der Betroffene sich ein kleines Gerät an die Brust schnallt, das den Schlaf aufzeichnet und mittels Pulsoximeter auch Puls und Sauerstoffgehalt misst. Eine umgeschnürte Nasensonde misst Atemgeräusch und Atemfluss, Bänder zeichnen die Bewegungen von Brustkorb und Bauch auf, ein Lagesensor stellt fest, ob in Seiten- oder Rückenlage geschlafen wird. Je nach Ergebnis der Polygraphie folgt schließlich ein stationäres Schlaflabor, die Polysomnographie, bei der mittels EEG die Gehirnströme gemessen, ein EKG und EMG zur Messung der Muskelspannung vorgenommen und Bein- bzw. Augenbewegungen aufgezeichnet werden.

Das hilft gegen Schnarchen

Harmloses Schnarchen lässt sich verringern, indem eine spezielle „Schnarch-schiene“ an den Zähnen getragen wird, die das Unterkiefer vorzieht und die Atemwege erweitert. Eine sogenannte „Rückenlageverhinderungsweste“ mit Keil am Rücken ist ebenso hilfreich. Die Erweiterung der Nasenflügel sowie die operative Kürzung des Zäpfchens oder Weitung des Gaumenbogens schaffen auch Abhilfe. „Die gefährliche obstruktive Schlafapnoe erhöht auf Dauer das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko für Betroffene erheblich und sollte jedenfalls behandelt werden“, betont Dr. Fischer. Als konservative Behandlung werden hier spezielle Geräte mit Schlauch und Maske fürs Nachtkästchen eingesetzt, die Patient*innen beim Atmen unterstützen. Zudem stehen mehrere operative Möglichkeiten zur Verfügung von der gängigen Polypenentfernung über Operationen der Nasenscheidenwand bis hin zu Weichgaumenimplantaten zur Versteifung des Gaumens und mehr.

Trost für alle Partner*innen von „Schnarch-Nasen“: Schnarchen ist kein Schicksal, auch wenn manchmal nur Ohrstöpsel helfen.

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