Gesundheitsrisiken durch Krampfadern
Nicht nur optisch besteht Handlungsbedarf
Schwere oder müde Beine, Schmerzen, Wadenkrämpfe, Spannungsgefühl oder Brennen mit Juckreiz. Das sind neben Kribbeln und Pochen, einer Neigung zum Anschwellen sowie Unruhe in den Beinen Beschwerden, die – unabhängig von der Optik – auf mögliche Krampfadern hinweisen. „Treten diese Symptome vermehrt auf, ist eine ärztliche Abklärung geboten“, weiß Fachärztin für Allgemeinchirurgie mit Schwerpunkt Gefäßchirurgie, Dr. Sandra Huber, die ihre Ordination in der Privatklinik Kettenbrücke hat.
Behandlung medizinisch notwendig
Die Venen erledigen den Rückfluss des Blutes zum Herzen. Verlangsamt sich der Blutfluss, werden Entzündungsbotenstoffe freigesetzt, die zu Schäden an den Venenklappen führen. Ein Teufelskreis beginnt: Das Blut fließt dann noch langsamer, die Venenklappen werden noch stärker geschädigt und die typischen Symptome treten auf. „Bleibt das unbehandelt, entsteht ein sogenanntes Stasephänomen: durch den verlangsamten Blutfluss steigt der Druck auf das Gewebe“, erklärt die Venenspezialistin. Es entsteht ein chronischer Gewebeschaden, der unbehandelt von Krampfadern, über braune Flecken auf der Haut, bis hin zu einem offenen Bein führt. Die operative Behandlung von Krampfadern ist daher nicht nur eine optische Sache, sondern eine medizinische Notwendigkeit.
Was führt zum Problem?
Venenprobleme sind zumeist auf eine vererbte Bindegewebsschwäche zurückzuführen. Zudem verlieren mit zunehmendem Alter die elastischen Fasern die Spannkraft, was das Entstehen von Krampfadern ebenfalls fördert. Auch lebensstilbedingte Faktoren wie unter anderem Übergewicht oder mangelnde Bewegung mit langem statischem Stehen oder Sitzen fördern die Entstehung der sogenannten Varikositas. Ferner verlangsamt Sitzen mit überkreuzten Beinen den Blutfluss und begünstigt damit Schädigungen der Venen.
Die Krampfadern-OP
Mittels Ultraschall-Untersuchung stellt Dr. Huber fest, ob eine Stammveneninsuffizienz oder eine Seitenast- und Besenreiser Varikositas vorliegt. Je nach Diagnose wird die Behandlung festgelegt. Kommt es zur Operation, wird dabei die betroffene Vene verschlossen oder entfernt, je nach operativem Verfahren. „Abhängig von der individuellen Situation der Patientin wähle ich das jeweilige Verfahren“, beschreibt die Gefäßchirurgin. In jedem Fall entstehen nur kleine, ein bis eineinhalb Zentimeter lange Narben im unteren Leistenbereich.
Kalte Jahreszeit optimal
Die kalte Jahreszeit eignet sich ideal für Krampfadern-Operationen, da man nach der OP für zwei bis drei Wochen Kompressionsstrümpfe tragen soll. Ansonsten ist der Eingriff schnell überstanden: Patient*innen werden am Tag der Operation aufgenommen, dürfen, sobald es der Kreislauf erlaubt, aufstehen und können gewöhnlich am ersten Tag nach dem Eingriff nach einem Verbandswechsel bereits das Krankenhaus wieder verlassen. „Frühzeitige Bewegung ist dabei sehr erwünscht, da dies der Entstehung einer möglichen Thrombose effektiv vorbeugt“, betont Dr. Huber. Sieben bis zehn Tage nach der OP wird noch eine Wundkontrolle durchgeführt und anschließend allenfalls die Verödung von Besenreisern vorgenommen.
Keine Heilung
Einziger Wermutstropfen bei der Krampfadern-OP: auf Grund der genetischen Bindegewebsschwäche ist ein Wiederauftreten nach etwa zehn bis 15 Jahren möglich. Das ist dadurch bedingt, dass die verbleibenden gesunden Venen den Bluttransport zurück zum Herzen übernehmen und derselbe Teufelskreis an anderer Stelle von vorne startet. Glücklicherweise ist aber eine erneute Operation in der Regel unproblematisch.
© Pichler