Sturzgefahr bei Glatteis nicht unterschätzen - Winterliche Bedingungen als Risiko für Prellungen, Verstauchungen und Frakturen
Die kalten Temperaturen im Jänner und Februar führen mitunter zu eisigen Wegen und Stiegen. Die Sturzgefahr steigt und immer wieder passieren Unfälle mit mehr oder weniger gravierenden Folgen. Besonders häufig betroffen sind ältere Personen, die insgesamt etwas unsicherer im Gang sind und deren Reflexe nicht mehr so gut sind. Facharzt für Orthopädie und Traumatologie Dr. Martin Weber ist Belegarzt an der Privatklinik Kettenbrücke und erklärt typische Verletzungsmuster und ihre Behandlung.
Hauptbetroffene Körperteile
„Beim Stürzen auf eisigem Untergrund passieren meist Verletzungen im Hand- und Unterarmbereich, Schulter und Ellenbogen sind häufig betroffen, je nachdem, wieweit die Verunfallten den Sturz durch Abstützen abzumildern versuchen,“ erklärt Dr. Weber. Im Bereich der Beine sind besonders häufig Sprunggelenk und Oberschenkel betroffen. „Typisch sind hüftgelenksnahe Brüche wie z. B. ein Oberschenkelhalsbruch. Im Sprunggelenksbereich kommt es durch Verdrehen zu Knöchelbrüchen“, so der Spezialist. Stürze nach hinten resultieren mitunter in schmerzhaften Blessuren des Steißbeins.
Abklärung von Brüchen wichtig
„Die gängigen Sturzverletzungen sind Prellungen, Verstauchungen und Brüche,“ weiß Dr. Weber. Dabei können speziell Prellungen je nach Schweregrad mehrere Tage bis Wochen Schmerzen bereiten. Bei Prellungen und Verstauchungen ist eine Schmerztherapie mit Medikamenten angesagt, parallel soll man das betroffene Körperteil schonen, um die Heilung zu fördern. Bei starken Schmerzen und Unklarheit, ob nicht doch ein Bruch vorliegt, empfiehlt Dr. Weber eine Abklärung beim Arzt. „Meistens reicht ein einfaches Röntgenbild, um Klarheit zu haben, ob ein Bruch vorliegt“, betont der Traumatologe. Das Feststellen von Frakturen ist besonders wichtig, da bei stark verschobenen Knochen in vielen Fällen eine Operation notwendig ist. Beim Eingriff werden die gebrochenen Knochen mit Nägeln, Schrauben oder bei Schenkelhalsbrüchen manchmal sogar mit einer Hüftprothese versorgt.
Gips oder Schiene
Unkomplizierte Brüche werden durch Ruhigstellung mit entsprechendem Gipsverband versorgt, oder – immer häufiger – durch das Anbringen von Schienen oder anderen Hilfen behandelt. So gibt es etwa für den Bereich der Handgelenke spezielle thermoplastisch anpassbare Schienen, für den Sprunggelenksbereich sogenannte „Walker“. Das sind Plastikhüllen in der Form eines Fußes, die übergestülpt werden. Im Schulter- und Armbereich kommen Schulter-Arm-Gurte zum Einsatz.
Problematik Gelenksprothese
„Problematisch sind Frakturen im Bereich bereits vorhandener künstlicher Gelenke. Hier braucht es praktisch immer eine Operation zur Stabilisierung des künstlichen Gelenks mittels Platten, Schrauben oder Drähten“, erklärt Dr. Weber. Im Extremfall ist sogar ein Prothesenwechsel angesagt hin zu Spezialprothesen, die größer sind und modular aufgebaut. Glücklicherweise gibt es auch in diesen schweren Fällen Möglichkeiten, die Mobilität der Patient*innen gut zu erhalten.
Sturzvermeidung
Generell gilt besonders für ältere Menschen: Vorsicht bei Glatteis! Vielleicht lässt sich der eine oder andere Weg zu Fuß auf einen wärmeren Tag verschieben oder man kann jüngere Verwandte um Hilfe bitten. Gutes Schuhwerk mit Profilsohle trägt auch wesentlich zur Vermeidung von Stürzen bei.