„Zurück in die Darmgesundheit“ Auch Nachsorge nach Operationen wichtig für gesunden Darm
März ist Darmkrebsmonat und steht ganz im Zeichen der Vorsorge für die Darmgesundheit. Kommt es – etwa nach einer Krebsdiagnose – zu einer mehr oder weniger großen Operation und der Entfernung eines Teils des Darms, so ist auch die Nachsorge sehr wichtig, um wieder „zurück in die Darmgesundheit“ zu kommen, weiß Fachärztin für Interne Medizin und Gastroenterologin Dr. Gunda Millonig von der Privatklinik Kettenbrücke.
Operationen mit Nebenwirkungen
Während eine Reihe von Operationen im Bereich des Darms, wie etwa eine Blinddarmoperation oder auch die Entfernung des halben Dickdarms bei Darmkrebs, meist ohne relevante Nachwirkungen durchgeführt werden können, hinterlassen manche ausgewählte OPs „Nebenwirkungen“. „Manche Teile des Darms erfüllen Funktionen, die kein anderer Teil übernehmen kann“, erklärt die Spezialistin. So ist etwa der Zwölffingerdarm nicht ersetzbar, weil nur dort Eisen aufgenommen werden kann. „Im selten vorkommenden Fall einer Entnahme dieses Darmstücks muss danach Eisen über Infusionen zugeführt werden“, erklärt Dr. Millonig.
Unerklärliche Verdauungsprobleme
Manche Menschen leiden nach einer Darmoperation unter dauerhaften, wässrigen Durchfällen mit oder ohne Bauchschmerzen, die im ersten Schritt unerklärlich scheinen. „Hier sind gängige diagnostische Verfahren wie Analyse der Stuhlprobe, Ultraschall oder Endoskopie gänzlich unauffällig. Erst die genaue Information über die Operation lässt das Problem ans Licht kommen“, beschreibt die Gastroenterologin. Grund der Beschwerden ist hier die Entnahme der letzten 20 Zentimeter des Dünndarms, in denen normalerweise die Aufnahme von Gallensäuren aus der Gallenflüssigkeit stattfindet. Wenn dies der Fall ist, dann hilft eine Probetherapie mit einem Gallensäure-Binder zur Klärung des Verdachts, weiß Dr. Millonig: „Das wirkt wie Abschalten auf die Durchfälle und bringt den Patienten unglaublich viel Lebensqualität.“ Viele können nämlich angesichts der unvorhersehbaren, schwer kontrollierbaren Durchfälle kaum noch die Wohnung verlassen.
In diesen letzten 20 Zentimetern des Dünndarms wird auch Vitamin B12 aufgenommen. Dies lässt sich aber leicht medikamentös ersetzen, muss aber dauerhaft zusätzlich zugeführt werden.
Das „Kurzdarmsyndrom“
Eine andere Problematik ergibt sich, wenn von den ursprünglich fünf Metern Dünndarm mehr als drei Meter operativ entfernt werden müssen und damit die Aufnahmefläche für die Nährstoffaufnahme zu kurz wird. Die Folge ist, dass Kalorien und Nährstoffe sozusagen durch den Körper rauschen, ohne aufgenommen zu werden, und lediglich Durchfälle entstehen. „Hier ist im ersten Schritt die Ernährung über die Vene notwendig, wobei auf längere Sicht gesehen eine Regeneration möglich ist“, erklärt Dr. Millonig. Parallel sollen Patient*innen möglichst weiterhin essen, denn die Chancen stehen gut, dass bei mehr als 1,5 Metern „Rest-Dünndarm“ nach etwa einem Jahr die künstliche Ernährung nicht mehr erforderlich ist. Der Darm regeneriert sich, indem die Darmzotten mit der Zeit länger werden und so die fehlende Fläche kompensieren. Damit dieser Regenerationsprozess erfolgreich verläuft, ist eine laufende Betreuung durch Gastroenterolog*innen wichtig.
Das Problem der „Ileozökalklappe“
Zwischen Dünn- und Dickdarm befindet sich eine Art Ventil, das die beiden Darmabschnitte voneinander trennt und dafür sorgt, dass die Darmbakterien des Mikrobioms im Dickdarm bleiben und nicht in den Dünndarm zurückkommen. Muss die Klappe operativ entfernt werden, kann es zu einer bakteriellen Dünndarmüberwucherung kommen. Dabei „essen“ die Bakterien die Kalorien und es kommt zur Fermentation, was sich für die Patient*innen in unangenehmen Blähungen und Durchfall äußert. Doch auch hier kann mit dem nötigen Wissen über die Operation Abhilfe geschaffen werden, erklärt Dr. Millonig: „Es wird ein lokal wirkendes Antibiotikum verabreicht, das je nach Wirkung in einem oder mehreren Therapiezyklen die Bakterien im Dünndarm eliminiert.“
Fast alles lösbar
Die gute Nachricht für Patient*innen nach einer Darm-OP: ist genug Wissen über die Art des Eingriffs und die Länge des entnommenen Darmabschnitts vorhanden, so können die meisten Beschwerden gut behandelt werden und wie Dr. Millonig abschließend meint: „Dann ist fast alles lösbar“, und einem Weg zurück zur Darmgesundheit steht nichts mehr im Weg.
©Panuwat Dangsungnoen